Nahost im Klassenzimmer – Einblicke der 12. Klasse des KEG in einen komplexen Konflikt
„Israel ist mit keinem anderen Land der Welt vergleichbar“, so eröffnete der Jugendoffizier der Bundeswehr Philipp Nürnberger seinen Vortrag an die Q12 am Karl-Ernst-Gymnasium. Damit meint er die Sonderrolle Israels als einzigen Staat im Nahen Osten, der gleichzeitig ein Industrieland ist und seinen Einwohnern Demokratie und Freiheitsrechte gewährleistet, andererseits aber auch Austragungsort eines jahrhundertealten Konfliktes ist.
Dieser hat seinen Ursprung schon in der Antike und dem Mittelalter als Folge territorialer und religiöser Ansprüche verschiedener Gruppen. Des Weiteren ist der Streit bis heute auch ein Machtkampf, da bereits während des Ersten Weltkriegs die Staaten Großbritannien und Frankreich mit dem Sykes-Picot-Abkommen ihre Interessen aufgeteilt haben und die jüdischen Zionisten sich niederließen, was eine Basis für die Anfeindung diverser Gruppen bis heute darstellt.
Als weitere Säule des Problems wurden die Schüler über die Nakba, also die Vertreibung vieler Muslime aus dem Staatsgebiet Israels, aufgeklärt, was bis heute im kollektiven Gedächtnis der Araber haftet. Doch auch auf Seiten der Palästinenser selbst gibt es Widersprüche zwischen der radikalen Hamas und der gemäßigten Fatah, womit sich das ständige Konfliktpotential im Pulverfass Nahost erklären lässt.
Neben den historischen Hintergründen wurden aber ebenso aktuelle Entwicklungen thematisiert, wie der Angriff der Hamas am 07. Oktober letzten Jahres und als Konsequenz der Einmarsch Israels in den Gazastreifen, der große humanitäre Probleme mit sich zieht.
Zudem wurde die Wichtigkeit regionaler Verflechtungen deutlich, einerseits des Iran, der die Hamas militärisch unterstützt, andererseits Saudi-Arabiens, dessen Friedensinitiative mit Israel durch den Angriff der Hamas gescheitert ist. Außerdem sind Unruhen der Huthi-Rebellen aus dem Jemen als Folge einer Solidarisierung mit der Hamas zu nennen, die sich aktuell sogar auf die Transportwege zwischen China und Europa im Roten Meer auswirken.
Schließlich zitierte Nürnberger noch den Bundeskanzler Olaf Scholz, Israels Sicherheit sei gleich deutscher Staatsräson, da unserem Land vor dem Hintergrund des Holocaust eine besondere Verantwortung für das Wohl des jüdischen Volkes zukommt.
Abschließend hielten die Schüler fest, dass eine einseitige Positionierung im Nahostkonflikt dem Umfang und der Tiefe des Problems nicht gerecht würde. Dies traf der Jugendoffizier mit einem Zitat Albert Einsteins ebenfalls gut, mit welchem er die applaudierenden Oberstufenschüler entließ: „Für jedes noch so komplexe Problem gibt es eine ganz einfache Lösung. Und die ist meistens falsch.“
Malik Speth