„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ – Berlinfahrt der Q11 des SJ 2022/23
“Gemeinsamer Hass bringt Menschen näher zusammen als Liebe, Freundschaft und Respekt“ (Anton Tschechow). Dieses Zitat stammt aus der Zeit des Nationalsozialismus‘ in Deutschland, in der sich das deutsche Volk durch Hass hat zusammenschweißen lassen. Für Schüler des Karl-Ernst-Gymnasiums wird deshalb immer wieder eine wissensreiche Studienfahrt organisiert, um ihnen einen tieferen Einblick in die Geschehnisse von damals zu gewähren und sich der Aufgabe der Aufarbeitung der NS-Zeit verantwortungsbewusst zu stellen.
Die Studienfahrt führte die Q11 des letzten Schuljahres Ende Juli in die Bundeshauptstadt Berlin, begleitet von den Lehrkräften Michael Grigo, Alexandra Hörnig, Christoph Glees und Isabell Kneissl. Die gleiche Studienreise erlebte die 11. Jahrgangsstufe am KEG vom 25. Bis 29. September. Obwohl es ein festes Rahmenprogramm gab, blieb den Schülern während ihres Berlinaufenthalts stets genügend Zeit, um Berlin auf eigene Faust zu erkunden. Die Stadtrundfahrt veranschaulichte den Schülern die enorme Größe Berlins. An zahlreichen Haltepunkten erklärte die Berliner Gästeführerin unterschiedlichste soziale und geschichtliche Zusammenhänge. Diplomatenviertel, Potsdamer Platz sowie Kulturforum, Verteidigungsministerium und vieles mehr durften die Schüler bestaunen. Daraufhin begaben sich die Amorbacher Schüler in den Bundestag. Hier wurde geschichtliches Wissen aufgegriffen und die Besonderheiten des Bundestags wurden anschaulich erläutert. Ein anschließendes Gespräch mit einem Bundestagabgeordneten vertiefte die politischen Interessen der Schüler in einer Diskussion über aktuelle Themen. In der Wochenmitte der Studienfahrt durften die Oberstüfler die Berliner Unterwelten besichtigen. Es handelt sich dabei um ein Museum, das die unterirdischen Anlagen Berlins dokumentiert und erforscht. So wurden die Schüler durch die Zivil- und Katastrophenschutzanlagen geführt, die für atomare Katastrophenfälle vorgesehen waren. Den Abend verbrachte die Reisegruppe im Berliner Varieté Wintergarten, in dem internationale Künstler mit einer Show aus Akrobatik und Gesang den Saal mit Freude und Spannung füllten. Der letzte Tag wurde den Gedenkstätten in Hohenschönhausen und dem KZ in Sachenhausen gewidmet. In verschiedenen Touren wurden der Q11 die Grausamkeiten des NS-Regimes, das für den Tod unzähliger Menschen verantwortlich ist, vor Augen geführt.
So war die Berlinfahrt eine sehr interessante und vielfältige Studienfahrt, in der man Beeindruckendes hautnah erleben konnte. Besonders im Gedächtnis vieler bleibt ein ehemaliger Insasse des Stasiuntersuchungsgefängnis Hohenschönhausen, der die Gruppe über das Gelände führte und über eigene Erfahrungen berichtete. Er schilderte eindrucksvoll, wie die Inhaftierten gezielte psychische und physische Folterungen erlitten, denen sie hilflos ausgesetzt waren. Diese traumatischen Erlebnisse hatten oft zur Folge, dass die Opfer sich selbst völlig wertlos vorkamen. „Die Inhaftierten kamen in eine neue Welt. Sie haben ihre alte Welt und ihren Namen verloren.“ Diese Worte blieben haften.
Lina Hankir